William S. Burroughs am 31. Mai 1997 in seinem Tagebuch:
„Newt Gingrich, dieser schmierige Salamander. Der Dumpfmann werde bis zum Jahr 2001 ein drogenfreies Amerika schaffen. Was für eine öde Aussicht! Gilt natürlich nicht für Alkohol und Zigaretten. Da wird mit steigendem Konsum gerechnet. Wie erreicht man einen drogenfreien Zustand? Ganz einfach. Die Drogenrezeptoren im Gehirn kann man chirurgisch entfernen. Wer den Eingriff verweigert geht aller Rechte verlustig. Bekommt keine Wohnung vermietet, wird in Restaurants und Bars nicht mehr bedient. Kein Reisepaß, keine Leistungen von der Sozialversicherung, kein Krankheitsschutz, kein Recht auf Erwerb und Besitz einer Schußwaffe.
Wie ich sie alle hasse, die so versessen sind auf Konformität. Was soll denn dabei herauskommen? Man stelle sich die banale Öde eines drogenfreien Amerikas vor. Keine Kokser mehr, nur noch brave, saubere wohlanständige Amerikaner von Ozean zu glitzerndem Ozean. Jeder Widerspruch ausgetrieben und ausgemerzt wie ein Furunkel. Keine Slums. Keine verstohlenen Aktivitäten einer Unterwelt. Kein gar nichts. Jeder Blick auf die Straße eine knallharte Abschreckung. Niemand riskiert noch, einen Brief zu schreiben.
Totale Konformität. Was soll daran gut sein? Was wird aus dem unverwechselbaren Eigenen? Aus der Persönlichkeit? Aus dir und mir?“
(SZ Magazin, 10.10. 1997)